Schwieriges Anlagejahr 2018
2018 hat sich als schwieriges Anlagejahr entpuppt: die meisten Marktsegmente liegen im Minus, auch vermögensverwaltende Fonds sind oft auf dem falschen Fuß erwischt worden. Wenn man das ganze Spektrum der Aktien- und Anleihemärkte betrachtet, liegen derzeit im Wesentlichen nur US-Aktien im Plus, und eine noch genauere Betrachtung zeigt, dass dies von nur einer Handvoll Technologiewerte (Google & Co.) getrieben ist. Wir sehen die Entwicklung des US-Aktienmarktes schon seit einiger Zeit kritisch und haben die Gefahr eines deutlichen Rücksetzers, einer Korrektur dieser – wie wir meinen – Überbewertung im Blick. Im Vergleich beispielsweise zum MSCI World mit seinen ca. 60% US-Aktien sind wir mit unseren Investments nicht zuletzt wegen dieser Gefahr deutlich stärker auf Europa ausgerichtet. Das hat uns im laufenden Jahr zunächst einmal nicht wirklich geholfen, denn bis vor kurzem ist alles, was teuer war – z.B. die genannten Techonologie- bzw. generell Wachstumswerte –, täglich nur noch teurer geworden. Gleichzeitig sanken die ohnehin schon niedrig bewerteten Industrie-, Telekommunikations-, Bankaktien usw. immer noch weiter. Die starke Korrektur der letzten Tage scheint hier aber schon die eine oder andere relative Fehlbewertung gerade zu rücken. Auch viele der von uns geschätzten vermögensverwaltenden Fonds haben sich in diesem Umfeld 2018 bisher schwergetan. Aber sie halten sich insgesamt betrachtet akzeptabel: während beim aktuellen Rücksetzer im Oktober (Stand 24.10.18) der DAX beispielsweise bisher etwa 8% verlor, gaben typische Depots bei uns kaum über 2-3% nach.Was ist mit den Märkten los?
Das Bewegungsmuster der Kapitalmärkte ähnelt dieses Jahr dem von 2015. Waren es damals Befürchtungen wegen Chinas angeblich geschönter Wirtschaftslage, so sind es heute die vom Zaun gebrochenen Handelskriege, die die Märkte belasten. Analog zur damals beginnenden VW- und der wiederaufkeimenden Europakrise (Griechenland) sind es heute die andauernden Meldungen über Abgasmanipulationen aller Autobauer und die sich zuspitzende Verschuldungssituation von Italien oder auch die zähen Brexit-Verhandlungen, die Verunsicherung bringen. Die Gründe sind also vielschichtig. Sorgen um eine schwächere Weltwirtschaft, um steigende Zinsen, anziehende Inflation und die chaotische Politbühne bilden ein Spannungsfeld. Aber hat sich die Lage tatsächlich so verschlechtert, dass die momentan stark fallenden Aktienkurse gerechtfertigt wären? Nein: tatsächlich ist es schwierig, überzeugende fundamentale Erklärungen für die schlechte Wertentwicklung zu finden. Die meisten vermeintlichen oder echten Probleme waren ja schon lange vor Oktober bekannt. Das deutet darauf hin, dass es sich bei der jüngsten Schwäche wohl nur um eine weitere, vorübergehende Panikattacke handelt.Einflussfaktoren eigentlich in Summe positiv
In vielen Kommentaren wird die US-Zinsentwicklung als wesentlicher Auslöser der momentanen Kursschwäche gesehen. Tatsächlich aber ist an dieser Stelle nichts Überraschendes geschehen; die FED geht mit ihrer Zinspolitik plan- und maßvoll vor. Die Höhe der Zinsen stellt bisher und absehbar auch kein Problem für die Unternehmen dar. Die US-Zinspolitik kann sogar als positiver Indikator für eine gute Konjunkturentwicklung gewertet werden. Dies korrespondiert mit den gängigen Wachstumsprognosen, die zwar zuletzt in manchen Fällen etwas geringer ausfielen als zuvor, aber noch keine Rezessionsgefahr signalisieren. Zum Problem werden kann in Zukunft allerdings die Verschuldungsproblematik vieler Staaten, die sich nach der Finanzkrise durch die extreme Niedrigzinspolitik entwickelt hat. Offensichtlich wird dies im Moment am Beispiel Italien. In der Gesamtbetrachtung überwiegt dieser Faktor allerdings nach unserer Meinung nicht. Last but not least wird mancherorts die Gefahr gesehen, dass der Aufschwung schon recht lange dauert und zwangsläufig zu einem Rückschlag führen muss. Das sehen wir aber insgesamt – abgesehen von den US-Börsen und dort besonders wie gesagt den Technologiewerten – nicht. Der deutsche und auch der gesamteuropäische Aktienmarkt z.B. haben ihre historischen Hochs noch nicht wieder überschritten und sind nicht überbewertet. Fazit: All das ist kein wirklicher Grund für einen größeren Abschwung. Für ein reinigendes Gewitter ja, aber für einen Crash nein. Auch nach 2015 hat sich die Situation wieder beruhigt und die Märkte haben sich zu neuen Höhen aufgemacht. So wird es, denken wir, auch dieses Mal sein.Für den Anleger
Kurzfristige Marktentwicklungen kann man nicht prognostizieren, davon sind wir überzeugt: sie sind unberechenbar. Daher streben wir ein „Market Timing“, also das Finden optimaler Ein- bzw. Ausstiegszeitpunkte, erst gar nicht an. Zu groß ist die Gefahr, dabei falsch zu liegen und nach einem Ausstieg nicht mehr rechtzeitig in den Markt zu kommen. Auch wenn der Impuls nachvollziehbar ist, bei fallenden Kursen aussteigen und Verluste begrenzen zu wollen: für den Anlageerfolg ist eine langfristige, konstante Strategie mit Geduld, guten Nerven und ruhiger Hand bei kurzfristigen Schwankungen entscheidend. Das zeigt unsere Erfahrung seit nunmehr 15 Jahren. Jetzt aus schwächer gelaufenen Märkten und Fonds auszusteigen wäre also nicht sinnvoll, sondern ganz im Gegenteil ein gefährlich prozyklisches Verhalten und würde Verluste zementieren. Die Grundsubstanz und der eingeschlagene Weg stimmen, und die Unterbewertung, die sich durch die Abschwünge entwickelt hat, birgt zukünftiges Renditepotential. Für Mutige also sogar eine sehr interessante Situation, um eventuell günstig nachzukaufen! Wir sind nicht kurzfristig ausgerichtet, sondern mittel- bis langfristig. Eine gewisse Schwankung muss man „aushalten“, um längerfristig gute Erträge zu erzielen. Akuten Grund zur Sorge oder Handlungsbedarf sehen wir somit nicht.Schwieriges Anlagejahr 2018
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2018 hat sich als schwieriges Anlagejahr entpuppt: die meisten Marktsegmente liegen im Minus, auch vermögensverwaltende Fonds sind oft auf dem falschen Fuß erwischt worden. Wenn man das ganze Spektrum der Aktien- und Anleihemärkte betrachtet, liegen derzeit im Wesentlichen nur US-Aktien im Plus, und eine noch genauere Betrachtung zeigt, dass dies von nur einer Handvoll Technologiewerte (Google & Co.) getrieben ist.
Wir sehen die Entwicklung des US-Aktienmarktes schon seit einiger Zeit kritisch und haben die Gefahr eines deutlichen Rücksetzers, einer Korrektur dieser – wie wir meinen – Überbewertung im Blick. Im Vergleich beispielsweise zum MSCI World mit seinen ca. 60% US-Aktien sind wir mit unseren Investments nicht zuletzt wegen dieser Gefahr deutlich stärker auf Europa ausgerichtet. Das hat uns im laufenden Jahr zunächst einmal nicht wirklich geholfen, denn bis vor kurzem ist alles, was teuer war – z.B. die genannten Techonologie- bzw. generell Wachstumswerte –, täglich nur noch teurer geworden. Gleichzeitig sanken die ohnehin schon niedrig bewerteten Industrie-, Telekommunikations-, Bankaktien usw. immer noch weiter. Die starke Korrektur der letzten Tage scheint hier aber schon die eine oder andere relative Fehlbewertung gerade zu rücken.
Auch viele der von uns geschätzten vermögensverwaltenden Fonds haben sich in diesem Umfeld 2018 bisher schwergetan. Aber sie halten sich insgesamt betrachtet akzeptabel: während beim aktuellen Rücksetzer im Oktober (Stand 24.10.18) der DAX beispielsweise bisher etwa 8% verlor, gaben typische Depots bei uns kaum über 2-3% nach.
Was ist mit den Märkten los?
Das Bewegungsmuster der Kapitalmärkte ähnelt dieses Jahr dem von 2015. Waren es damals Befürchtungen wegen Chinas angeblich geschönter Wirtschaftslage, so sind es heute die vom Zaun gebrochenen Handelskriege, die die Märkte belasten. Analog zur damals beginnenden VW- und der wiederaufkeimenden Europakrise (Griechenland) sind es heute die andauernden Meldungen über Abgasmanipulationen aller Autobauer und die sich zuspitzende Verschuldungssituation von Italien oder auch die zähen Brexit-Verhandlungen, die Verunsicherung bringen.
Die Gründe sind also vielschichtig. Sorgen um eine schwächere Weltwirtschaft, um steigende Zinsen, anziehende Inflation und die chaotische Politbühne bilden ein Spannungsfeld. Aber hat sich die Lage tatsächlich so verschlechtert, dass die momentan stark fallenden Aktienkurse gerechtfertigt wären?
Nein: tatsächlich ist es schwierig, überzeugende fundamentale Erklärungen für die schlechte Wertentwicklung zu finden. Die meisten vermeintlichen oder echten Probleme waren ja schon lange vor Oktober bekannt. Das deutet darauf hin, dass es sich bei der jüngsten Schwäche wohl nur um eine weitere, vorübergehende Panikattacke handelt.
Einflussfaktoren eigentlich in Summe positiv
In vielen Kommentaren wird die US-Zinsentwicklung als wesentlicher Auslöser der momentanen Kursschwäche gesehen. Tatsächlich aber ist an dieser Stelle nichts Überraschendes geschehen; die FED geht mit ihrer Zinspolitik plan- und maßvoll vor. Die Höhe der Zinsen stellt bisher und absehbar auch kein Problem für die Unternehmen dar. Die US-Zinspolitik kann sogar als positiver Indikator für eine gute Konjunkturentwicklung gewertet werden. Dies korrespondiert mit den gängigen Wachstumsprognosen, die zwar zuletzt in manchen Fällen etwas geringer ausfielen als zuvor, aber noch keine Rezessionsgefahr signalisieren.
Zum Problem werden kann in Zukunft allerdings die Verschuldungsproblematik vieler Staaten, die sich nach der Finanzkrise durch die extreme Niedrigzinspolitik entwickelt hat. Offensichtlich wird dies im Moment am Beispiel Italien. In der Gesamtbetrachtung überwiegt dieser Faktor allerdings nach unserer Meinung nicht.
Last but not least wird mancherorts die Gefahr gesehen, dass der Aufschwung schon recht lange dauert und zwangsläufig zu einem Rückschlag führen muss. Das sehen wir aber insgesamt – abgesehen von den US-Börsen und dort besonders wie gesagt den Technologiewerten – nicht. Der deutsche und auch der gesamteuropäische Aktienmarkt z.B. haben ihre historischen Hochs noch nicht wieder überschritten und sind nicht überbewertet.
Fazit: All das ist kein wirklicher Grund für einen größeren Abschwung. Für ein reinigendes Gewitter ja, aber für einen Crash nein. Auch nach 2015 hat sich die Situation wieder beruhigt und die Märkte haben sich zu neuen Höhen aufgemacht. So wird es, denken wir, auch dieses Mal sein.
Für den Anleger
Kurzfristige Marktentwicklungen kann man nicht prognostizieren, davon sind wir überzeugt: sie sind unberechenbar. Daher streben wir ein „Market Timing“, also das Finden optimaler Ein- bzw. Ausstiegszeitpunkte, erst gar nicht an. Zu groß ist die Gefahr, dabei falsch zu liegen und nach einem Ausstieg nicht mehr rechtzeitig in den Markt zu kommen.
Auch wenn der Impuls nachvollziehbar ist, bei fallenden Kursen aussteigen und Verluste begrenzen zu wollen: für den Anlageerfolg ist eine langfristige, konstante Strategie mit Geduld, guten Nerven und ruhiger Hand bei kurzfristigen Schwankungen entscheidend. Das zeigt unsere Erfahrung seit nunmehr 15 Jahren.
Jetzt aus schwächer gelaufenen Märkten und Fonds auszusteigen wäre also nicht sinnvoll, sondern ganz im Gegenteil ein gefährlich prozyklisches Verhalten und würde Verluste zementieren. Die Grundsubstanz und der eingeschlagene Weg stimmen, und die Unterbewertung, die sich durch die Abschwünge entwickelt hat, birgt zukünftiges Renditepotential. Für Mutige also sogar eine sehr interessante Situation, um eventuell günstig nachzukaufen!
Wir sind nicht kurzfristig ausgerichtet, sondern mittel- bis langfristig. Eine gewisse Schwankung muss man „aushalten“, um längerfristig gute Erträge zu erzielen. Akuten Grund zur Sorge oder Handlungsbedarf sehen wir somit nicht.